Wiesnhendl at home
Und das kam jetzt so: Auf dem Weg zum Kochbüro festgestellt, dass die Welt wieder ruhiger wird, da nach einer kurzen Phase gleichgeschalteter Schlagzeilen an den Zeitungskästen wieder Gewusel herrscht. Hängen blieb, dass BILD „das beste Wiesenhendl” gefunden hat. Und so geb’ ich es mir heute richtig: Noch bevor ich zum „Discount Bäcker” gehe, mache ich halt im Kiosk daneben und kaufe mir BILD. Dass ich der Zeitungsfrau ausgerechnet das Viertel mit der Nackten unter die Nase halte und ihr 60 statt 50 Cent geben will, sagt alles zu meiner Vertrautheit im Umgang mit der Zeitung.
Damit unterm Arm passiere ich zwei fröhliche Blaumänner am Tisch vor dem Discounter, vor dem eigentlich immer irgendwelche pausierenden Blau- und Weißmänner sitzen – nebenan wir gerade saniert und abgerissen, hier im Haus sind die Maler. Na, jedenfalls beschließe ich, dazuzugehören, nehme statt dem Becher Cappuccino eine pure Tasse Tchibo-Espresso (ein Fehler) und hocke mich zu den Jungs, also, jedenfalls ein paar Tische weiter.
Und verheddere mich mit der kleinen Tasse in der großen Zeitung, irre umher zwischen Bauplänen des Kanzleramts, dem Auftakt der Serie „Ich, Immendorf” und Tim-und-Struppi-Comics, bis ich dann doch noch finde, was man hier sucht: Elektrikerin Mandys Po gesteht „Mein Mann hat auch einen Lötkolben”, die Ex-Käfers sind „das schönste Wiesn-Paar” und gleich darauf kommen die besten Wiesn-Hendl: Beim Ammer („bio, satt, saftig, knusprig, aber teuer”: 13, 80 €) und im Armbrustschützenzelt („heiß, saftig, lecker, knusprig, groß, aber nicht so groß”: 8,20 €). Auch gut: Poschner („heiß, frisch, knusprig, saftig, viel, aber nicht so viel”: 8,60) und Wildmoser („schnell, viel, knusprig, aber nicht so saftig”: 6,50 €).
Beim Augustiner waren sie nicht, aber ich schon öfters. Das war damals, als wir in Hörweite der Achterbahn wohnten und öfters mittags zum Essen hierher gingen. Dieses Jahr wird das wohl nichts. Drum hier das Rezept des Augustiner-Wiesnhendls – exklusiv zugefaxt vom Chef Manfred Vollmer.
Augustiner Wiesnhendl
Zutaten für 4 Personen:
- 4 Stängel glatte Petersilie
- 2 küchenfertige Grillhähnchen ? 1,2 kg von bester Qualität (siehe Tipp)
- Salz, Pfeffer
- etwa 200 g weiche Butter (siehe Tipp)
Zubereitung
- Den Elektro-Ofen auf 200 Grad vorheizen – noch besser grillt es sich mit Umluft (190 Grad). Ein Ofengitter auf der Mittelschiene in den Ofen schieben, ein tiefes Blech auf der Schiene darunter einschieben.
- Die Petersilie waschen und die Blätter zupfen. Die Hähnchen innen und außen mit Salz einreiben. Petersilie und je ein nussgroßes Stück Butter in die beiden Hähnchen stecken.
- Die Hähnchen mit der Brust nach oben auf das Gitter legen und mit Butter bestreichen. Im 200 Grad heißen Ofen (Gas: Stufe 3, Umluft 190 Grad) 20 Minuten garen und dabei immer wieder mit frischer Butter bestreichen – nicht mit dem Bratsatz.
- Dann die Hitze auf 225 Grad erhöhen und die Hähnchen unter weiterem Bestreichen nochmals 25 Minuten garen, bis sie schön knusprig sind. 5 Minuten im ausgeschalteten offenen Ofen ruhen lassen und dann mit einem großen Messer oder der Geflügelschere halbieren. Gleich servieren – mit einer Riesenbreze.
Richtig original wird es erst am Drehspieß mit Grillfeuer. Wirt Vollmer empfiehlt außerdem, nur mit pflanzlichem Futter ernährte Hendl aus artgerechter Bodenhaltung zu nehmen sowie frische Fassbutter.
Keine Kommentare vorhanden